Der Kaiser gibt sich die Ehre
Spielstadt auf dem Aktivspielplatz Dürrbachtal: Kinder „leben“ in der Zeit der Gallier und Römer
Aufregung im Dürrbachtal: Kaiser Caesar und seine bildhübsche Geliebte haben ihren Besuch angekündigt. Seit dem ersten Ferientag hat sich der Aki in die Spielstadt Akitanien verwandelt. Die jungen Besucherinnen begeben sich auf eine Zeitreise. Sie schlüpfen neun Tage in die Rollen von Gallier und Römer. Der Aki wird zu einem Gallier Dorf.
Die Ferienkinder haben die Wahl zwischen 18 Stationen: der Taverne, der Schmiede, der Dendrologie – auf Deutsch Schreinerei-, dem Regiment der Legionäre, der Schmiede, der Oase, der Stätte der Götter und einigen mehr.
Überall wird gearbeitet: Schreinereimeisterin Ina Lux nagelt das Gestell für den Setzkasten zusammen. Die Schreinerei-Auszubildende hilft wie viele anderen Jugendlichen auch ehrenamtlich mit, betreut zwei Schreinerei-Gehilfinnen. Eine Zehnjährige sägt, ihr elfjähriger Gegenüber schlägt mit dem Hammer Nägel in zwei Leisten. „Wir produzieren heute Wachstafeln“, sagt der junge Handwerker. Wie im richtigen Leben können die Werkstätten und Geschäfte die erzeugten Waren verkaufen. „Jeder erhielt am Akitanienbeginn ein Begrüßungsgeld und bekommt zudem täglich seinen Lohn. Mit dem können sie die Waren erwerben – nicht mit Euro, sondern mit der römischen Währung mit Sesterzen und Dupondien. Damit können sich die Akitanier beispielsweise ein Marmelade-Brot und Mehl bei den Bauern, eine marinierte Mozzarella-Kugel in der Taverne oder eine hübsche Lederkette in der Officina Lana et Corio erwerben.
„Alles liebevoll zubereitet und im Lehmofen erhitzt“, sagt Tavernenbesitzer Lucius alias Nico. Der 18-Jährige gehört seit fünf Jahren zum festen Helferstamm. Gleich neben dem Lehmofen der Taverne züngeln Flammen unter einem Kessel. „Vorsicht heiß“, warnt Ober-Druidin Annix. Aus Fruchtsaft der Aki-eigenen Safterei, Zitrone und „jeder Menge Magie“ braut sie mit ihren Jungdruiden einen Zaubertrank. Den hätten vermutlich auch die Gladiatoren nötig. Sie führen Schaukämpfe auf.
Caesar auf Strippvisite
Doch als die Glocke die Ankunft des Kaiserlichen Gefolges ankündigt, bleiben die Werkzeuge liegen. Geschützt von ihren römischen Legionären inspizieren Caesar und Cleopatra die Werkstätten und nehmen Geschenke ihrer Untertanen entgegen. Der Imperator ist von der kleinen Stadt am Dürrbachtal beeindruckt.
Zurecht: Mehr als hundert Kinder halten jeden Tag das Stadtleben aufrecht, haben Spaß an der Produktion von Tonwaren, Schmuckstücken, Ketten oder schuften in den Werkstätten. „Selbst durch den Regen ließen die Kinder sich nicht bremsen“, sagt Sozialpädagogin Juliane Uhlke. Sie betreut seit mehr als einem Jahrzehnt den Aktivspielplatz und damit auch die Kinderspielstadt. „So viele Kinder wie dieses Jahr haben sich aber noch nie angemeldet.“ Mehr als hundert junge Besucherinnen und Besucher strömen täglich ins gallische Dorf. „Wir sind gut vorbereitet und können auch Dank der Spenden vieler Unternehmen und der ehrenamtlichen Mitarbeitenden alle betreuen und versorgen“, sagt sie. „Mehr geht aber nicht. Deswegen mussten wir leider Kinder, die sich nicht angemeldet haben, nicht mehr annehmen“, bedauert Uhlke.
Zaunverschönerung und Lagerfeuer
Caesar und Cleopatra ziehen am Freitag weiter, die Untergebenen aus dem Dürrbachtal schließen auch wieder ihr gallisches Dorf – aus Akitanien wird wieder der Aktivspielplatz Dürrbachtal. Doch zum Gestalten, Toben und Erleben gibt es in den kommenden Wochen noch einiges. Am Montag wird Stockbrot gebacken und am Feuer gesungen, am Dienstag geht’s in‘ Kunstatelier, am Mittwoch werden Specksteine bearbeitet und am Ende der Woche der Zaun mit Graffiti verschönert. „Alle sind wieder herzlich Willkommen“, sagt Sozialpädagoge Lorenz Ihle – bis Freitag noch Lorenzius Maximus, der Centurio der Legionäre.
Text und Fotos: Mathias Kuhn