Nachtschicht-Gottesdienst mit Reinhold Messner

Permanente Suche nach Horizonterweiterung
Nachtschicht-Gottesdienst mit Gipfelstürmer Reinhold Messner vom 9.2.2023

Wer nach dem bekanntesten, lebenden Bergsteiger fragt, bekommt mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit den Namen Reinhold Messner genannt. Als erster Mensch der Welt bewältigte der Südtiroler alle Achttausender, noch dazu ohne Sauerstoff. Er bezwang die steilsten Bergwände, durchquerte alle Wüsten – gemeinsam mit Arvid Fuchs auch die Antarktis. Gipfelstürmer, Abenteurer, eine lebende Legende und der perfekte Gesprächspartner zum diesjährigen Nachtschichtthema „Sehnsucht.“ 600 Nachtschichtgäste mussten am Mittwochabend zwei Dutzend Treppenstufen vom Eingang des Hospitalhofs in den Saal „erklimmen“, um einen herausragenden Gottesdienst zu erleben.

Im Mittelpunkt stand der Extrembergsteiger, umrahmt wurde der Abend durch das junge Nachtschichtteam und die Perkussionistinnen der Musikhochschule Stuttgart mit Professor Klaus Dreher. „Es ist die Sehnsucht, die uns überall hinträgt. Der Mensch kann nicht lernen, glücklich zu sein. Er muss dies erleben“, eröffnete Pfarrer Ralf Vogel den Gottesdienst. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Glücksmomente zu fühlen. Doch was trieb und treibt Messner immer wieder dazu, extreme Erfahrungen zu machen? „Der ständige Wunsch, meinen Horizont zu erweitern. Ich bin ein horizontsuchender Wanderer“, antwortet der 78-Jährige. Als Bub, der in einem engen Tal aufgewachsen ist, wollte er wissen, was hinter den Bergen liegt. Ob als Jugendlicher auf Bergtouren oder später beim Extremklettern in den Wänden – für Messner war es weniger der Gefahrenkitzel, sondern die Suche nach dem richtigen, sicheren Weg zum Ziel.

Was für seine frühen Expeditionen galt, hat auch heute Gültigkeit. „Das Älterwerden ist vielleicht die extremste Herausforderung.“ Auf die Frage, was er den Babyboomern, die jetzt in Ruhestand gehen, raten würde, meinte Messner: „Es ist die Aufgabe, noch etwas Sinnvolles zu gestalten. Dem Leben einen Sinn und Inhalt geben. Ideen in Taten umsetzen, das Hier und Jetzt mit Hingabe gestalten, um ein gelingendes Leben zu genießen.“

Er selbst hat noch etliche Projekte in Arbeit. Mit seiner Stiftung will er Bergvölkern helfen, mit seinen Museen die Werte des traditionellen Bergsteigens sowie die Natur näherbringen und für eine verantwortungsbewusste Lebensweise werben. Ballast abzuwerfen, helfe. „Verzicht üben, macht glücklich.“ Zudem seien Einschränkungen notwendig, damit die Menschheit nicht die Habitate zerstört. „Damit das Leben auch für künftige Generationen weitergehen kann“, so der nachdenkliche „Naturbursche“ und Horizontsuchende.
– Nachtschicht –  Fotos: Nachtschicht
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