Untertürkheim: Abschied von Regine Haug

Abschied von Regine Haug
Regine Haug (1937-2022)

Die Untertürkheimerin Regine Haug ist an Heiligabend nach einer Krebserkrankung im Krankenhaus gestorben. Der Trauer-Gottesdienstes fand am 13. Januar 2022 in der Aussegnungshalle des Friedhofs statt. Freunde und Bekannte begleiten sie auf dem letzten Weg.

Regine Haug führte auch bei diesem Abschied Regie: Katja Ebsteins Lied „Theater, Theater..“ erklang zu Beginn der Feier. „Es hätte für die Künstlerin und Schauspielerin Regine Haug keinen besseren Einstieg geben können“, begrüßte Pfarrer Martin Hug die Trauergemeinde.

Einfühlsam ließ er Haugs Leben und Wirken nochmals Revue passieren: In Bielefeld geboren, kam sie bereits früh mit dem Theater und der Bühne in Berührung, trat als Schauspielerin auf. Auch wenn sie später als medizinisch-technische Assistentin arbeitete, blieb sie der Kunst und Kultur stets eng verbunden. Auf einer ihrer Kulturreisen hatte sie 1973 Roland Haug – „meinen Schwaben“ – in Moskau kennengelernt. Sie zog nach Untertürkheim – dem Heimatort ihres Mannes Roland. Der Journalist des Süddeutschen und später Südwestdeutschen Rundfunks (SWR) berichtete als Radio-Auslandskorrespondent aus Ägypten, Südafrika und Russland. Seine Frau Regine begleitete ihn immer. Lebensfroh, aufgeschlossen, neugierig und den Menschen zugetan wie Regine Haug war, erkundete die quirlige Korrespondentengattin die fremden Länder und Kulturen mit ihren eigenen Augen und Herzen. Beide hatten das Glück, bei epochalen Umbrüchen wie dem Ende der Apartheid in Südafrika, der Perestroika und dem Sturz Gorbatschows durch Jelzin vor Ort und quasi in der ersten Reihe erlebt und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte kennengelernt zu haben. Wer das Glück hatte, Roland und Regine Haug zu kennen, für den waren die Abende und Gespräche mit ihnen kurzweilig, unterhaltsam und lehrreich. Beide waren – jeder auf seine Art – wandelnde Geschichtsbücher, unterhaltsam und immer den Menschen zugewandt.

Wieder zurück in Stuttgart kümmerte sich Regine Haug von 1994 an wieder um die Kultur – lokale und überregionale. Die Untertürkheimer Wohnung war ein Kunstmuseum. Im damaligen Café Schwarz organisiert sie Ausstellungen, ermöglichte lokalen Künstlerin den Schritt in die breite Öffentlichkeit, beschrieb deren Werke in der Untertürkheimer Zeitung oder als Rednerin auf Vernissagen.

Sie verfasste zwei Bücher und engagierte sich in vielfältiger Weise in der Stuttgarter Kulturszene. Mit ihrem Mann trat Regina Haug bei szenischen Lesungen auf. Wo Roland Haug auf seine wissenschaftlich-philosophische, profunde und geistreiche Art historische Zusammenhänge erläuterte, setzte sie mit ihren Anekdoten bunte Akzente. So auch bei ihrer Trauerfeier. Mit der von Reinhard Mey gesungenen Vertonung von Rilkes „Königslied“ und dem „Ave Maria“ wurden eindrucksvolle Trauerfeier-Momente gesetzt, die Pfarrer Hug mit einem Ringelnatz-Gedicht statt eines Bibelzitats äußerst sensibel und treffend zum endgültigen Abschied führte. In einem der seltenen Momente, an denen die Sonne an jenem Tag durch die Gewitterwolken blinzelte, geleitete die Trauergemeinde Regine Haugs Urne an das Grab auf dem Untertürkheimer Friedhof, wo sie neben der letzten Ruhestätte ihres geliebten Mannes beigesetzt wurde.
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Bürgerverein Untertürkheim e.V.
Kulturhausverein Untertürkheim e.V.
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http://www.wirtemberg.de/regine-haug.htm