Sternsinger in Untertürkheim unterwegs

Segensbringender Besuch der Weisen aus dem Morgenland
Sternsinger in Untertürkheim unterwegs –
Sammlung für Kinder in Amazonien

Für die meisten UntertürkheimerInnen, bei denen Adrian, David und Pascal an der Haustür klingelten, kam der königliche Besuch nicht überraschend. Sie hatten im Vorfeld den Besuchswunsch der katholischen Kirchengemeinde gemeldet. Von Dienstag bis Freitag sind die Sternsinger in Untertürkheim unterwegs. „Rund 20 Kinder und Jugendliche nehmen dieses Jahr an der Aktion unserer Kirchengemeinde teil“, sagt die ehrenamtliche Leiterin Xenia Diem. Im Dezember kamen sie zum Vorbereitungstreffen im Gemeindezentrum zusammen. Die königlichen Gewänder wurden individuell angeprobt, die Krone angepasst und die Lieder und Verse, die sie an den Haustüren vortragen, geübt. Routine für die meisten. Schließlich schlüpfen viele nicht das erste Mal in die Rolle der Weisen aus dem Morgenland. Am Mittwoch, 3. Januar, liegen die Gewänder und Insignien der Majestäten auf den Stühlen parat. Gegen 13.45 Uhr trudeln die Jugendliche und Kinder im Gemeindezentrum ein und verwandeln sich in Windeseile in Hoheiten: einen mit Ornamenten verzierten Umhang um die Schulter, eine Krone auf dem Haupt – schon verlassen die in herrschaftlich Roben gekleideten Weisen aus dem Morgenland in Vierer- bis Sechser-Gruppen das Gemeindezentrum. „Jede der vier Gruppen übernimmt einen Bezirk und schaut in den Haushalten vorbei, die einen Besuchswunsch geäußert haben“, sagt Diem. In den vier Tagen statten Untertürkheims Sternsinger zwischen 300 und 400 Haushalten einen Besuch ab.

Adrian, David und Pascal bilden mit Betreuer Michael Brunnquell eine erfahrene Vierer- Gruppe. „Ich gehe zum fünften Mal mit“, erzählt Adrian. Die Jungen haben die Aufgaben verteilt: Pascal hütet das goldene Schatzkästchen mit den gespendeten Geldscheinen, David trägt stolz den Goldenen Stern, Adrian schreibt später den Segen an die Türen und Michael Brunnquell zieht den Einkaufstrolley, in dem die Könige die geschenkten Süßigkeiten verstauen, hinter sich her. Los geht`s zu den ersten Häusern in der Kappelbergstraße. Nach zwei Minuten ernten sie die erste Freudebekundung. Ein Autofahrer hupt begeistert. Auch an den Haustüren werden die Majestäten mit offenen Armen empfangen. Für viele Menschen gehört ihr Besuch zum Jahresanfang wie die Raketen und das Prosit Neujahr. „Ich war früher selbst beim Dreikönigssingen unterwegs“, sagen etliche Erwachsenen. Ihre Augen glänzen. Sie können die Lieder noch mitsummen. „Wir kommen daher aus dem Morgenland. Wir kommen geführt von Gottes Hand“, singt das königliche Boys-Trio. „Wir bringen unsere Gabe dar. Weihrauch, Myrrhe und Gold fürwahr“, fahren sie fort und bitten Gott, „bitte segne dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus. Verleihe ihnen zu dieser Zeit, Frohsinn, Freude und Einigkeit.“
Der Bitte der drei Weisen „Gebt reichlich, die ihr Geld habt und Brot, so viele Menschen leiden Not“, kommen die Besuchten gerne nach. Geldscheine wandern in König Pascals goldene Spendenbox und ein paar Süßigkeiten in den Einkaufstrolley. „Die Gabe vergelte der gütige Gott mit langem Leben und Hilfe in Not. Die Liebe sei mächtig, der Hass sei verbannt, das wünschen die Weisen aus dem Morgenland“, bedanken sich die Majestäten, schreiben den Segen „20* C+M + B * 24“ an die Haustür oder heften einen Aufkleber mit dem Schriftzug an den Türholm und ziehen zum nächsten Haus. Die Buchstaben stehen für das lateinische „Christus mansionem benedicat“, was „Christus segne dieses Haus“ bedeutet. Die Buchstaben erinnern an aber auch an die Initialen der Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Erde“ kommen die Spenden in den goldenen Schatztruhen dieses Jahr den Kindern in Amazonien zugute. Fotos und Text: Mathias Kuhn