Sommer-Groove auf dem Württemberg

Sommer-Groove auf dem Württemberg
Bergkonzert vor der Grabkapelle – Tanz auf den Stufen der Freitreppe zu Songs der Stuttgarter Band Rikas

Seit der Überführung des Sarges der geliebten Königin Katharina von Württemberg in die Grabkapelle hat der Württemberg wahrscheinlich solch einen Ansturm nicht mehr erlebt. Die Busse waren hoffnungslos überfüllt und im Ortskern herrschte Verkehrschaos. Mehrere hundert BesucherInnen pilgerten am Sonntagabend zur Grabkapelle und reservierten sich einen Platz auf der Freitreppe vor dem Monument der Liebe oder auf der Wiese: eine Seniorin mit Rollator neben 20-Jährigen, Eltern mit Kindern neben queeren BesucherInnen mit Netzstrümpfen und gefärbten Haaren – ein buntes, friedfertiges Publikum. Sie wollten einen entspannten Sommerabend mit Musik und Blick ins Neckartal genießen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg haben mit dem Pop-Büro Region Stuttgart zum „Bergkonzert“ – dieses Jahr das einzige dieser beliebten Reihe – eingeladen.

 

Indie-Pop aus Graz

Den Auftakt bereitete kurz nach 18 Uhr die österreichische Indie-Pop-Musikerin Resi Reiner mit einem knapp einstündigen Auftritt: Songs mit charmanten Melodien und deutschen Texte, die zum Mitsummen animierten. Umbaupause. Zeit, um sich in der Sonne zu räkeln oder mit etwas Geduld ein kühles Zehntele Rotenberger Wein oder eine auf dem Punkt gegrillte Rote Wurst im knackigen Brötchen des 1819 Bistro (im besten Wortsinn) zu erstehen. Stärkung und Verschnaufpause bis zum Gig der vier Stuttgarter Jungs und ihrer Drummerin von Rikas.

Entspannter Groove der Stuttgarter Band Rikas

Ihre luftig leichten Songs rissen die auf den Treppenstufen sitzenden und selbst die im Gras picknickenden ZuhörerInnen auf die Beine. „Side by Side“, „Superstitious“, „Party on the Rooftop“– eingefleischte Rikas-Fans sangen lautstark mit und andere summten leise mit. Die Mischung aus Funk und Soul, manchmal mit Reggae-Rhythmen, Tempowechseln steckte an. Der Württemberg groovte. Treibende Bassrhythmen, bei den meisten Songs mit doppelter Drummer- und Percussion-Einsätzen, wechselnden Leadsängern manchmal an Prince dann wieder an Mika erinnernd, Harmoniegesang a la Bee Gees, entspannte und doch abwechslungsreiche Songs.

Die Freitreppe wurde zu Tanzfläche. Die Sonne ging gegen 21.15 Uhr über dem Hallschlag unter, färbte den Himmel orange-rötlich – Urlaubsstimmung beim Finale mit unbeschwert daherkommenden Songs. Ein tolles Bergkonzert einer Stuttgarter Band, die vom Württemberg aus weitere Gipfel erklimmen werden. „Eine entspannte Veranstaltung trotz des rekordverdächtigen Ansturms“, freute sich am Ende auch Grabkapellenverwalterin Christiane Grau.

Text und Fotos: Mathias Kuhn