Obertürkheim – Franziskuskirche: nachhaltig von Dach bis Keller

Nachhaltigkeit auf und in der Franziskuskirche
Franziskuskirche: nachhaltig von Dach bis Keller
Nachhaltigkeit als Christenpflicht

Katholische Kirchengemeinde Obertürkheim steckt eine Million Euro in Photovoltaik, Wärmepumpe und Dachsanierung – Karikaturen-Ausstellung als Spendenaktion

Wer durch Obertürkheim fährt, hat es bestimmt entdeckt: Der Turm und Teile der Franziskuskirche sind eingerüstet. In luftiger Höhe arbeiten Handwerker am Glockenturm und auf dem Dach. Die katholische Kirchengemeinde hat sich zur umfangreichen Sanierung und nachhaltigen Modernisierung des Gotteshauses entschlossen. „Unser Dach ist 70 Jahre alt und an einigen Stellen marode“, sagt Andrea Pachner, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Die unumgängliche Dachsanierung gab den Anstoß, über einen Beitrag zur Energiewende nachzudenken. „Wenn wir eh Kosten für das Gerüst bezahlen, können wir doch noch eine Photovoltaikanlage installieren lassen“, gibt Pachner die Überlegungen des Gremiums wieder. Die Bauordnung der Diözese Rottenburg-Stuttgart ermöglicht es, Solaranlagen auf Kirchendächern anzubringen. Die Kirchengemeinde hat sich dafür Fachleute ins Boot geholt. Sie wird die Photovoltaikanlage nicht selbst betreiben. Sie kooperiert mit der BürgerEnergie Stuttgart. St. Franziskus stellt das Kirchendach zur Verfügung und lässt von den Dachdeckern die erforderlichen Halterungen anbringen. Um Installation, Wartung und Einspeisung ins Netz kümmert sich die BürgerEnergie Stuttgart. Schon jetzt ist klar, dass die großflächige Anlage wesentlich mehr Strom erzeugen wird, als die Kirche benötigt. „Wir speisen den Strom für Obertürkheim ins Netz ein“, sagt Pachner. Bereits im Herbst soll Solarstrom vom Dach ins Netz fließen.

Solarstrom vom Kirchendach

Die Solarstromerzeugung ist nicht der einzige Schritt zu weniger CO2-Ausstoß und Ressourcen-Schonung. Auch die alte Gasheizung wird ersetzt. Eine Wärmepumpe wird künftig in der Sakristei und im Gemeindezentrum für angenehme Temperaturen sorgen. Für Andreas Gälle, den Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde St. Urban, ist die energetische Umstellung ein wichtiges Signal: „Die Bewahrung der Schöpfung ist uns als Christen ein wichtiges Anliegen. Wir freuen uns, dass wir in St. Franziskus mit großen Schritten vorangehen können.“ St. Franziskus ist die dritte katholische Kirche in Stuttgart, auf deren Dach eine Photovoltaikanlage installiert wird.

Barrierefreie Toiletten

Im Zuge der Arbeiten werden auch die Treppe und die Toiletten im Gemeindezentrum modernisiert sowie barrierefrei zugänglich gemacht. Für die Pfadfinder werden im Gemeindezentrum zudem neue Stau- und Aufenthaltsräume geschaffen. Dies sind ökologische und soziale Investitionen in die Zukunft, aber auch ein finanzieller Kraftakt für die Gemeinde. Außensanierung und Wechsel der Heizanlage kosten rund eine Million Euro. Die Gemeinde muss einen Teil der Kosten selbst aufbringen. Eine Fundraising-Aktion soll rund 63 000 Euro einbringen. Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Kirche“ sammelt die Gemeinde Spenden und organisiert Benefizaktionen.

Mit spitzer Feder gezeichnet

Dabei sind die Aktiven auch auf die Renovabis-Ausstellung „Mit Volldampf in die Katastrophe?“ gestoßen. Rund 70 Karikaturen aus ganz Europa thematisieren die Umwelt- und Klimakrise. Knitz, mit spitzer Feder, einem Augenzwinkern, das manchmal weh tut und nachdenklich stimmt, machen sie auf die Ausbeutung der Natur, die Verschmutzung der Umwelt, die Ressourcenverschwendung und die Herausforderungen der Zukunft aufmerksam. „Wir haben sofort gewusst, dass diese Ausstellung zu unserem Projekt passt“, sagt Pachner.

Spendenaktion für die nachhaltige Kirche

Die sehenswerte Ausstellung in der Franziskuskirche, Ebniseestraße 12, ist dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Die bundesweit beliebte Ausstellung kann noch bis 23. Juli in Obertürkheim besucht werden. Wer etwas zur nachhaltigen Modernisierung der Kirche beitragen möchte, kann der Gesamtkirchengemeinde St. Urban unter dem Stichwort: „Gemeinsam für unsere Kirche“ Geld auf das Spendenkonto (IBAN: DE48 6005 0101 0008 1316 72) überweisen.  Text und Fotos: Mahias Kuhn