Luginsland: Schiff im Weinberg wird Kulturdenkmal

Schiff im Weinberg wird Kulturdenkmal

4.10.2022 Günter Behnischs Kindergarten in Luginsland wurde vom Denkmalamt passend zur großen Behnisch-Retrospektive ausgezeichnet

Die große Jubiläumsausstellung zum Werk des Architekten Günter Behnisch (1922–2010) „Bauen für eine offene Gesellschaft“ in Stuttgart (http://www.guenterbehnisch.com) ist eben erst zu
Ende gegangen. Nahezu zeitgleich mit der Vernissage hatte das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium
Stuttgart im Juli bereits die Sporthalle auf der Korber Höhe in Waiblingen als neues junges Kulturdenkmal erfasst. Passend zur Finissage folgt nun der Kindergarten „Schiff im Weinberg“ in der Lotharstraße in Luginsland als Werk des international renommierten Architekten in der Landeshauptstadt Stuttgart.

KITAKindergarten Lotharstraße – Stuttgart-Luginsland 1987-1990
Behnisch & Partner

Das Architekturbüro Behnisch und Partner hatte sich bereits 1975 mit der Idee befasst, einen ausgedienten Neckarfrachter in
einen Kindergarten umzubauen. Das Motiv des Schiffs wurde etwa 15 Jahre später bei der Planung des Kindergartens in Luginsland als Leitidee wieder aufgegriffen. Der 1990 eingeweihte Kindergarten
steht mit seiner ungewöhnlichen Architektur im Kontrast zur umgebenden Bebauung, die von der Wohnhausarchitektur der
Nachkriegsjahrzehnte geprägt ist.

Für die Formgebung desBauwerks griffen die Architekten auf Motive aus dem Schiffsbau  zurück, beispielsweise auf einen
spitz zulaufenden Bug,einen zentralen Fahnenmast, der aus dem Gebäudeinneren herausragt, oder auf an Bullaugen erinnern-
de Rundfenster. Im Aufbrechen von herkömmlichen Raum-strukturen und in den verwendeten Baumaterialien zeigt die Architektur Anklänge an die Stilrichtung des Dekonstruktivismus. Der ungewöhnliche Baukörper mit seinen schräg gestellten Wänden
lässt kleine Ecken und Winkel entstehen, die nur für Kinder zugänglich sind und Rückzugsorte bilden. Die Architekten wollten sich mit diesem geradezu verspielten Entwurf von starren und funktionsgebundenen Kindergarten-Entwürfen lösen. Es war Behnischs erklärtes Ziel „eine ‚Arche‘ [zu] bauen, die Kindern eine etwas verträumtere Welt bietet“. Mit seiner bildhaften Architektur-
sprache ist der Kindergarten in Behnischs Werk einzigartig, trägt jedoch deutlich dessen Handschrift.

„Der nicht nur von derFachwelt viel beachtete, preisgekrönte und häufig publizierte Bau ist ein gut überliefertes und anschauliches Beispiel der Architektur um 1990 sowie des facettenreichen Schaffens des renommierten Architekten Günter Behnisch“,
so Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für
Denkmalpflege (LAD) im R e g i e r u n g s p r ä s i d i u m
Stuttgart.